Die deutsche Automobilindustrie… Mehr noch: das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft und in aller Herren Länder so bekannt, so beliebt und auch mit all dem verbunden, was man vielleicht sich auch so ein wenig unter Made in Germany vorstellt. Qualität, Präzision, Perfektion. Was kann man von einer Industrie erwarten, die sich weltweit als die Beste ansieht?
Sascha meint dazu:
Über die deutsche Automobilindustrie, da kann man sich lange aufregen. Man kann sie feiern, aber man kann natürlich auch eine ganze Menge kritisieren und ich glaube, es ist mal an der Zeit, dass man einen ausgewogenen Blick darauf wirft.
Wenn du den Anspruch hast, der Erste zu sein, der das Auto erfunden hat, übrigens genauso Motorrad und Lkw, dann bedeutet das nicht, dass man stehen bleiben darf, weil es ja historisch gesehen nichts mehr zu gewinnen gibt. Im Moment sprechen die nackten Zahlen natürlich eine völlig andere Sprache. Aber wie sieht das mittel- und langfristig aus? Als ich zu Daimler gekommen bin, kann ich mich noch ganz wunderbar an einen Tweet einer Journalistin erinnern, 2017, den ich mir auf Wiedervorlage 5 Jahre später gelegt hat, indem sie gesagt hat, die deutsche Automobil hat die Elektrifizierung komplett verpennt.
Aber wir können jetzt ganz klar sehen, dass wirklich die Zeichen auf Elektrifizierung des gesamten Produktportfolios stehen. Das ist etwas, wo ich ein riesiges Potenzial, insbesondere im Premium Sektor sehe. Ein wenig schwieriger wird es dann aber doch… da brauchen wir uns einfach auch nur die Verkaufszahlen in China zu ansehen. Da ist Volkswagen übrigens nicht mehr die Nummer 1, sondern sie sind von einer lokalen Marke, nämlich BYD, überholt worden. Gerade im Kompaktsegment ist der Wettbewerb durch die Decke geschossen und da sehe ich ein richtiges Problem für die deutsche Automobilindustrie. Im Volumensegment wird der Wettbewerb vornehmlich durch die neuen Marken, speziell aus China, aber natürlich auch aus Korea richtig heftig werden.
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Don sieht es ein wenig anders:
Rekord Umsätze? Die Dinosaurier waren auch am größten am Ende ihres Lebenszyklus und dann sind sie verschwunden. Und so ein wenig habe ich auch das Gefühl, dass das gerade der deutschen Autoindustrie droht. Nicht, weil sie schlechte Autos bauen, nicht weil sie schlechte Ideen hätten, nicht weil sie in Abhängigkeit von China sind. Wenn du nicht in China auf dem Markt bist, dann hast du eben tatsächlich ein Problem. Aber verpasst haben sie doch so einiges mit der Elektromobilität. Anfang der 2010er-Jahre wäre ein Fenster gewesen und BMW hat es auch versucht. Aber nur halbherzig. Meine Sorge bei der deutschen Autoindustrie, die bezieht sich auf etwas anderes: Software und Mobilität.
Warum verkaufen sich deutsche E-Autos in China nicht ganz so gut, wie das beim Verbrennen der Fall war? Und dann kommt man zur Antwort, häufig von chinesischen Konsumenten: “Das Auto hat zu wenig Gimmicks. In einen Nio da kannst du dich einsetzen und ein Selfie machen, wenn du am Steuer sitzt. So was findest du in einem deutschen Auto natürlich nicht. Das will der deutsche Ingenieur auch nicht in seinem Auto drin haben. Der zweite Fehler, das ist die Frage nach der Mobilität. Also verkaufen wir eigentlich noch in Zukunft Autos? Diese Frage haben sich alle nie so richtig gestellt. Der ehemalige CEO von Daimler, Dieter Zetsche, hatte da guten Plan, aber seine Nachfolger haben alle Ideen zur Mobilität wieder abgeschafft.
Dabei muss die Idee sein: Wir bieten dir alle Möglichkeiten der Mobilität an, die rund um die Welt nutzen kann. Und bist an unsere Marke gebunden, egal ob du ein Auto bei uns kaufst oder ob du es nicht kaufst. Aber welche Form von Mobilität verkauft sie noch, wenn autonome Autos die Welt beherrschen? Und da liegt meine große Befürchtung, was die Zukunft der Autoindustrie im Allgemeinen.
Wie seht ihr das? Hat die deutsche Autoindustrie noch eine Chance?
Links zum Thema:
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