Als wir uns vor ein paar Monaten überlegt haben, dass wir zusammen einen Podcast machen könnten, war das erste eine vage Idee. Aber je länger wir an einem Konzept gefeilt haben, desto mehr wurde uns klar “Darauf haben wir Lust!”. Wenn zwei alte Hasen der Medien-, Tech- und Blogszene zusammenkommen, dann kann (und wird, versprochen!) das spannend werden. Denn wir beide haben nichts mehr, was wir beweisen müssen. Und wer uns einmal getroffen hat, der weiß, dass wir kein Blatt vor den Mund nehmen. Und das wird auch in der Techlounge der Fall sein.
Als Erstes haben wir uns Twitter vorgenommen. Oder den rauchenden (oft streng riechenden) Rest, der von Twitter übrig geblieben ist. Denn seit Elon Musk den Laden übernommen hat, geht es nur in eine Richtung - bergab. Die User laufen weg und das deutsche Twitter gleicht mittlerweile einer Wüste, in der ein paar einsame Nutzer auf Regen warten. Die meisten sind zu Mastodon oder BlueSky gewechselt und haben ihre Accounts auf Twitter deaktiviert oder gleich ganz gelöscht.
Auch die Anzeigenkunden haben keinen Bock mehr. Im vergangenen Sommer beklagte Musk einen Rückgang von 60 Prozent der Einnahmen durch Anzeigen. Kein Wunder - die Plattform gilt bei Unternehmen als extrem toxisch.
Die letzten Wochen haben auch wieder gezeigt, warum das so ist. Auf Twitter, oder X, wie es jetzt heißt, kursierten innerhalb von Sekunden nach dem menschenverachtenden Terroranschlag der Hamas auf israelische Zivilisten jede Menge Fake News. So viele, dass sich Nutzer reihenweise beschwerten. Die EU, die Twitter seit der Übernahme von Musk ohnehin schon ins Fadenkreuz genommen hat, reagierte prompt mit einer Untersuchung. Die Musk damit beantwortete, dass er der EU einen Bürgerkrieg prognostizierte.
Dabei hat er das Problem auf seiner Plattform selbst zu verantworten. Die Abschaffung der zuvor in einem langwierigen Prozess erstellten verifizierten Quellen, hat dafür gesorgt, dass niemand mehr weiß, wem man vertrauen kann und wem nicht. Wenn irgendwelche Trolle für ein paar Euro einen Account anlegen können, der den Namen eines Unternehmens oder einer News-Agentur hat, muss Chaos entstehen. Was Musk offenbar völlig egal ist.
Fake News sind ein Problem und es ist schwer damit umzugehen. Das war auch schon vor dem Niedergang von Twitter der Fall. Es gibt ein paar Regeln, die man beachten kann (Don hat ein paar aufgeschrieben), aber die Plattformen selbst müssen auch in Rechenschaft gezogen werden. Was schwierig ist. Denn Bot-Farmen sorgen dafür, dass Desinformationen sich in Sekunden verbreiten. Man kann es natürlich so machen wie die neue Plattform “Threads” und ganze Themenkomplexe komplett von der Diskussion ausschließen, wie der Hauptentwickler von Threads dort sagte:
Aber am Ende kann das keiner Lösung sein. Wer legt fest, welches Thema besprochen werden darf, und welches nicht? Darf man auf Threads über Facebook und deren Verfehlungen sprechen?
Das “alte” Twitter fehlt auf jeden Fall. Und es war Elon Musk, der uns das genommen hat.
Weiterführende Links
https://www.prreport.de/singlenews/uid-953709/twitter-lohnt-sich-nicht-mehr/
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/aktuelles/DE/2023/20231011_ADS_verlaesst_X.html
https://www.vox.com/technology/2023/10/17/23921219/x-twitter-europe-disinformation-investigation
Podcast “Flipping the Bird”
Twitter 2.0: Elon Musks Vision ist ein Desaster